„Karola hat mir schon relativ früh schon von diesem Großereignis erzählt und sich lange darauf gefreut. Am 21.02.2023 kamen Svenja Schulze (Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Hubertus Heil (Bundesminister für Arbeit und Soziales) und Gilbert F. Houngbo (Generaldirektor der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) der UN und ehemaliger Premierminister von Togo) in die Sunbeamschule. Und zwar natürlich nicht alleine, sondern mit einem Gefolge aus Angestellten, Botschaftern, mindestens zehn deutschen Medienorganisationen und dann noch diversen ghanaischen Medienvertretern. Insgesamt waren es glaube ich über siebzig Leute, total ungewohnt für mich, wieder so von Weißen umringt zu sein!
Schon vorher wurde wieder fleißig für die gekürzte Aufführung vor den Ministern trainiert, die laut Zeitplan nur 30 Minuten bleiben sollten. Am Tag des Ereignisses kam das „Sunbeam-Team“ ein bisschen früher und wir räumten die Schule noch einmal auf und stellten die Stühle für den Besuch bereit. Danach hieß es: warten. Um Nervosität und Langeweile zu bekämpfen, hörten wir über die aufgestellten Boxen Musik. Meine arme dritte Klasse und bekam so die volle Lautstärke ab – lustig, wenn man bedenkt, dass sich die Minister laut vorheriger Ankündigung die Sunbeamschule vor allem ausgesucht hat, weil es dort einen inklusiven Ansatz gibt und gespendete Hörgeräte an diejenigen verteilt werden, die sie brauchen und ihnen die Benutzung erklärt wird.
Nach und nach trafen dann von Karola eingeladene Gäste, Karola und schließlich die Minister ein. Die Aufführung lief gut, aber ich glaube, vor allem die Führung danach und die Begegnung mit den herzlichen Kindern hat viele der Besucher berührt. Ich versuchte mich eher zurückzuhalten und den Personen, die lange an diesem Projekt arbeiten, das Rampenlicht zu überlassen. So babysittete ich das Baby der Klasse-Zwei-Lehrerin. Während der Führung zog ich – also eigentlich eher das zuckersüße Baby – dann doch die Aufmerksamkeit einiger anderer Babyfanatiker auf mich und erzählte ihnen ein bisschen über die Schule, während sie das Baby anhimmelten und mir gleichzeitig zuhörten. Mit den Ministern hatte ich leider keinen Kontakt, jedoch kamen sie mir sympathisch und sehr viel bodenständiger und zugewandter vor, als ich sie mir im Kopf ausgemalt hatte. Letztendlich blieb der ganze Trupp noch über eine Stunde – bei dem straffen Zeitplan will das echt etwas heißen.
Karola Slany, Svenja Schulze und Hubertus Heil
Gilbert F. Houngbo, Hubertus Heil, Karola Slany, Eddie Nunoo
Am nächsten Tag schaute ich dann natürlich neugierig in die Medien. Momentan wird ja fast alles vom Russland-Ukraine-Konflikt überschattet, aber ein paar Artikel zu dem Besuch fand ich dann doch, leider wurde die Sunbeam zumeist nur am Rande erwähnt. Ich wusste zwar, dass die Minister in Westafrika weiter herumreisen, doch war mir der Bedeutung ihres Besuches in Ghana gar nicht so bewusst. Sie versuchen endlich, etwas anzugehen, was sich zumindest in meinem Freundeskreis seit Jahren viele wünschen. Und zwar wollen sie die Einwanderung von spezialisierten ghanaischen Fachkräften nach Deutschland erleichtern, um den dortigen Fachkräftemangel auszugleichen, ohne Ghana mit einer zu großen Abwanderung von Fachkräften zu schaden. Das mag für den ein oder anderen zwar nicht machbar klingen, hört sich für mich jedoch durchaus realistisch an. Denn seit ich hier bin, habe ich rausgefunden, dass Bildung zwar ein extrem wichtiger Teil zur Weiterentwicklung im Land ist, aber manchmal auch das nicht reicht. Viele meiner Bekannten in Ghana studieren, haben aber nur geringe Hoffnung auf einen Job nach dem Studium, weil der Arbeitsmarkt hier so schlecht ist. Wenn Deutschland weiterhin Geld in die Entwicklung Ghanas steckt und dafür den Überschuss an Arbeitern, die eh auswandern wollen, „nutzt“, befinde ich das Ganze als sehr positiv. Gerade die Vorstellung, den Pflegenotstand durch dem Alter gegenüber sehr wohlwollend stehende Ghanaer ausgeglichen werden könnte, ist doch sehr schön, oder? Natürlich muss für dieses System ein sehr enger Austausch zwischen Deutschland und Ghana stattfinden, deshalb die Reise. Hoffentlich passiert jetzt auch wirklich was in der Politik und das Ganze war nicht nur Gerede!
Auf jeden Fall hoffe ich, dass all der Trubel der Sunbeam auch etwas bringt und jede Menge neuer Spender generiert.“
Geschrieben von unserer ehemaligen Praktikantin Insa Potthast